Die Schriftführerin und ihre Nachforschungen in der 100-jährigen Vereinsgeschichte

Als ich anlässlich des 100-jährigen Jubiläums vor über einem Jahr anfing, mich mit der Vereinsgeschichte zu befassen, stieß ich schnell an Grenzen. Die ersten 25 Jahre des Protokollbuchs sind in Sütterlinschrift geschrieben. Einzelne Worte konnte ich zwar entziffern, aber keinen Bericht wirklich lesen. Die Neugierde trieb mich an, also erlernte ich nach und nach die Buchstaben dieser Schrift. Nun kann ich endlich die Geschichte des Vereins, aber auch über das Leben in unserem Dorf lesen. Berichte, in denen man den Zusammenhalt und die Kraft dieses Vereins spürt. Gemeinsam ertragene schwere Zeiten, gemeinsam erlebte Freude, die Schriftführer haben es festgehalten.

Ich machte mich auf die Suche nach Fotos und weiteren Berichten. In einem alten Buch und im Internet, fand ich einiges. Dank einer früheren Austellung historischer Bilder der Gemeinde lag beim Rathaus ein Aktenordner mit Fotos. Ich fragte bei Sängern und Bürgern nach, wer die Personen auf den Fotos seien. Ich merkte, es ist höchste Zeit, denn Zeitzeugen gibt es nicht mehr viele. Auch von Ihnen wurden mir Bilder ausgeliehen und interessante Geschichten erzählt.

Deshalb auch eine Bitte: Wenn Sie bei Fotos im Text einen Fehler entdecken, melden Sie es bitte. Es gibt auch immer wieder unbekannte Personen. Schauen Sie einmal in alte Fotoalben der Eltern oder Großeltern. Vielleicht können wir noch einige Namen ergänzen oder weitere Fotos aufnehmen.

Als ich im Protokollbuch die ersten 50 Jahre durchgelesen hatte, kamen die Berichte über Ereignisse in meiner Kindheit und Jugend. Es ist mittlerweile bekannt, daß ich ab und zu Texte schreibe, so entstand dieses Gedicht, natürlich in alemannisch:

Denk ich an früher, wie´s in Au mol war,
s´isch manches anderscht, als vor viele Johr.

De Kindergarte lang in einem Zimmer im Rothuus war,
um di 25 Kinder elei bi Tante Eva des ganze Johr.
Zu de Gidarre het si gsunge, uns vieli Liedli beibrocht,
un so manchi Spielsache het sie noch Firoobe selber für uns gmacht.

Uf s´Wisslers Matte war unseri Schlittebahn,
au ufem Schluuchweg – kei  Auto kam.
Versteckis, Fangis, Zehnerli-Ball un Hopse hen mer gspielt,
immer an de frische Luft, do hän mir uns glücklich gfühlt.

S´Holz für s´Schulhuus het de Sägewage im Hof gspaltet un kleigsägt,
un dann hän´s mir Schulkinder uf de Schopf nuff glegt.
Untedrin im Schopf war de Feuerwehranhänger un s´Plumsklo für uns Kinder,
kei Wasser für d´Händ – un iiskalt im Winter.

De Lehrer Bauer het noch manchmol zum Rohrstock griffe,
aber noch viel lieber het er noch sine Taube pfiffe.
Zum ikaufe het mer uns zu s´Brunners-Lädele oder zum Ebler-Beck gschickt,
zwei Läde im Dorf, mer het alles kriegt.

An Fasnet war´s in de „Stube“ brechend voll,
Danz un Stimmung zu Akkordeonklänge, des war immer toll.
Het e Verein e Jubiläum ka, wurd e großes Feschtzelt ufgstellt,
alli hän apackt, keiner het die Stunde zellt.

Jugendusbildung im Verein het jedem ebis brocht,
die hän die „Alte“ kostelos für uns gmacht.
Die hän prägt uns für´s Läbe im Herze drin,
drum sin mir so, wie mir jetz sin – e Dank euch alle – für uns war´s e Gewinn!

Hitt isch mer dauernd am renne un hetzt durch die Welt,
verpasst debi die schönste Stunde – keiner kann sie kaufe mit Geld.
Nimm dir Zitt für Freunde, Musik un Gsang,
Zitt zum zsämmehocke un schwätze – mol kurz un mol lang.
Solang d´Litt binander hocke un solang´s im Dorf gitt unseri Verein,
isch de Zusammehalt do – in Au sin mer daheim!