Bericht vom Schriftführer Max Kloos
Am 27. August 1955 unternahm der Verein einen Ausflug nach Ziegelbach im schwäbischen Allgäu.
Am Samstagmittag um 1 Uhr fuhr der vollbesetzte Omnibus mit den sängern und deren Angehörigen am Vereinslokal ab. Die Fahrt führte über Donaueschingen – Tuttlingen – Saulgau – Bad Wurzach – Ziegelbach. Ziegelbach ist der Geburtsort von den beiden Sängern Max und Kilian Kloos. Der jüngere Kilian ist im letzten Weltkrieg leider gefallen.
Unser Besuch galt vor allem dem Kirchenchor von Ziegelbach, der uns vor fünf Jahren hier in Au einmal besuchte und dem wir nun doch einmal den lange schuldigen Gegenbesuch abstatten konnten. In Bad Wurzach gab es einen kurzen Aufenthalt, um einer Schwester der beiden Sänger aus Ziegelbach, die sich dort im Kloster befindet, einen kurzen Besuch abzustatten. Dabei brachten wir in der Klosterkapelle zu ihrer großen Überraschung und Freude zwei schöne Chöre zum Vortrag. Darauf ging die Fahrt weiter um die restlichen 4 km nach Ziegelbach noch hinter uns zu bringen.
Um 9 Uhr abends kamen wir dann am gewünschten Ziel an. Im Gasthaus „Zum Adler“ stiegen wir ab, wo wir dann vom Bürgermeister und Hw. Herrn Pfarrer aufs herzlichste begrüsst wurden. Danach fanden sich auch die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores ein und bald darauf begann abwechselnd ein fröhliches Singen der beiden Vereine. Ganz besonders gefiel uns dabei ein Trio, bestehend aus 3 Geschwistern, 2 Sängerinnen und einem Sänger mit Gitarrenbegleitung. Noch lange werden die schönen Weisen der drei den Teilnehmern aus Au in Erinnerung sein. Als dann spät nach Mitternacht das fröhliche Treffen sein Ende fand, war auch ausreichend für Nachtquartiere gesorgt.
Am Sonntag früh um 7 Uhr hatten sich die Auer Sänger schon wieder in der Kirche eingefunden und sangen dort in der Frühmesse vier Chöre. Anschließend begaben sich die Sänger zum Kriegerdenkmal und legten dort dem gefallenen Sänger Kilian Kloos einen Kranz nieder. Dabei erklang das Lied: „Stumm schläft der Sänger.“ (Kilian Kloos war der Opa unseres heutigen 2. Vorsitzenden Bernd Kloos).
Nach einem ausgiebigen Frühschoppen fuhren wir dann von Ziegelbach wieder ab. Unser Weg führte nun über Wangen nach Lindau. Von dort aus war ein Abstecher geplant auf den Pfänder. Da jedoch nicht alle Teilnehmer im Besitz eines gültigen Ausweises waren, konnte die Fahrt nach Österreich nicht ausgeführt werden. Nach zweistündigem Aufenthalt in Lindau ging die Fahrt weiter in Richtung Friedrichshafen. Dort gab es noch einmal einen Aufenthalt von 1 1/2 Stunden, ebenso in Meersburg und Radolfzell. Zu erwähnen ist noch die schöne Kirche von Birnau, der wir auch einen kurzen Besuch abstatteten und darin ein Lied ertönen ließen. Von Radolfzell ging dann die Fahrt durch bis in die Heimat und kamen dann um halb 10 Uhr abends wieder in Au an.
Noch lange wird die schöne Fahrt allen die dabei waren, in bester Erinnerung sein.
Eine kleine Anekdote wurde der Schriftführerin von Rösle zu diesem Besuch erzählt:
Karl und Rösle Steiert waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht verheiratet. Vermutlich ein Schelm hatte sie als Paar angemeldet. Als es an die Quartierverteilung ging, wurden ausgerechnet diese beiden beim Mesmer untergebracht. Heute würde sich keiner Gedanken über ein lediges Paar machen, das in einem Zimmer schläft, aber damals war das eine Ungeheurlichkeit. Es waren in diesem Zimmer zwei von einander getrennte Betten, die auch an ihrem Platz stehen blieben.
Aber die Unterbringung bei dem Kirchendiener war ein gutes Omen. Am 2. Mai 1957 wurden sie als erstes Paar in der neuen Kirche in Au getraut und 2007 feierten sie Goldene Hochzeit und sind bis heute glücklich miteinander.
Und eine weitere romantische Geschichte, die ebenso schön ist, möchte ich den Besuchern unserer Homepage nicht vorenthalten:
Eine heutige Auerin, die aus Ziegelbach stammt, besuchte als junges Mädchen gerne ihren Patenonkel, der nach Au „ausgewandert“ war. Hier gefiel es ihr so gut, daß sie beschloss, hierher zu ziehen. Ihre Cousine besorgte ihr eine Arbeitsstelle, durch ihren Götti und die Familie seiner Frau war sie bald heimisch. Am 17. Juni (damals noch ein Feiertag) machte die Schwägerin ihres Onkels Walderdbeerbowle. Im Haus nebenan wohnte ein junger Mann, der an diesem Tag am Straßenrand an seinem Auto werckelte. „Bring ihm doch auch ein Gläschen Erdbeerbowle.“, meinte die Tante. Und genau dieses Gläschen führte dazu, daß aus Ihnen ein Paar wurde. Wenn ihr Mann vorletztes Jahr nicht verstorben wäre, hätten sie 2012 auch Goldene Hochzeit feiern können.
Aber der wichtigste Tag des Jahres war für die beiden immer der 17. Juni:
Da gab es jedes Jahr Erdbeerbowle!